Wie schnell verblassen doch im Alltag Ereignisse und Erinnerungen. Im digitalen Zeitalter, in dem vieles mit einem Klick erledigt ist, gerät einiges auch schnell wieder in Vergessenheit. Aus diesem Grund habe ich mir dieses kleine Reisetagebuch gebastelt, in dem ich die schönsten Erinnerungen an Reisen, manchmal aber auch nur an besondere Erlebnisse festhalten kann. Schnell ist das Smartphone gezückt und – zack! – ist der Moment auf dem Handy gespeichert. Als Whatsapp-Nachricht mit Gruß an die Liebsten wäre er jedoch alsbald wieder aus dem Sinn und in den Tiefen der Handy-Bildergalerie verschwunden.
Hier kann ich die Highlights des Tages in Wort und Bild hinterlegen. Sicherlich könnte man so manches Bild noch nachbearbeiten und vielleicht auch noch umfangreicher beschreiben. Doch das kann ich später ja immer noch machen, wenn ich wieder vor dem Laptop sitze.
Jetzt heißt es erst einmal, viel Spaß beim Durchblättern!
Eintrag 497 vom 21.05.2025
Tag 5 - Von der Westküste bis ins Herz des Pindos-Gebirges
Bild: Überall muss hier mit freilaufenden Tieren gerechnet werden, hier Ziegen
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Karte: die Fahrstrecke
Heute führte mich meine Motorradtour von der Westküste Griechenlands tief hinein ins Landesinnere – ein Tag voller Kontraste, Erlebnisse und unvergesslicher Eindrücke. Am Morgen starte ich bei bestem Wetter in Sivota. Die Sonne steht schon über dem Ionischen Meer, und die Maschine schnurrt zufrieden, als ich mich auf den Weg mache.
Die Route führt mich ostwärts, vorbei an sanften Hügeln und Olivenhainen, bis sich am Horizont erste dunkle Wolken abzeichnen. Kurz vor Ioannina, gegen Mittag, verdunkelt sich der Himmel zunehmend – ein stimmungsvoller Kontrast zur lebendigen Stadt, die ich zügig hinter mir lasse, um weiter Richtung Pindos-Gebirge zu fahren.
Bild: in Ioannina vorbei an der imposanten Festung
Ein Highlight des Tages: ein kurzer Abstecher zu der alten Steinbrücke bei Konitsa. Dieses jahrhundertealte Bauwerk, umgeben von wilder Natur, strahlt eine fast mystische Ruhe aus. Hier begegnet mir zum ersten Mal das, was den Rest des Tages prägen wird: eine tief empfundene Einsamkeit – keine anderen Fahrzeuge, keine Hektik. Nur die kurvigen Straßen, ich, und die Natur.
Bild: alte Steinbrücke bei Konitsa
Im weiteren Verlauf meiner Fahrt durch die Berge begegnen mir immer wieder Tiere auf der Straße – Schafe, Rinder und sogar ein paar Pferde kreuzen gemächlich meinen Weg. Die Strecken sind oft in schlechtem Zustand, teils holprig und brüchig, doch gerade das macht den Reiz aus. Ich genieße jede Kurve, jedes kleine Abenteuer, das sich mir bietet.
Bild: ein Fähnchen in einem tief ausgewaschenen Loch im Asphalt
Der höchste Punkt des Tages liegt auf beachtlichen 1.840 Metern – eine atemberaubende Aussicht und frische Bergluft belohnen die Anstrengung. In Filippaioi meldet sich dann allerdings der Hunger. Ich halte in einem kleinen Restaurant, wo mich ein älterer Herr empfängt. Wir sprechen keine gemeinsame Sprache – und doch verstehen wir uns. Mit ein paar Gesten und viel Herz bereitet er mir ein einfaches, aber köstliches Mahl zu. Es sind diese unerwarteten Begegnungen, die das Reisen so besonders machen.
Bild: mein Abendessen
Kaum habe ich gegessen, entdecke ich direkt gegenüber zufällig meine Unterkunft für die Nacht: die Pension Natasa Rooms. Ein perfekter Zufall, ein würdiger Abschluss für diesen eindrucksvollen Tag. Heute beende ich die Tour nach etwa 280 Kilometern früher als geplant – satt, zufrieden und voller Eindrücke aus einer Region Griechenlands, die so ursprünglich wie faszinierend ist.
Bild: abendliche Entspannung am Kamin im Restaurant gegenüber
Morgen wartet das nächste Kapitel. Eigentlich wollte ich ja heute bereits die Meteora-Klöster erreichen. Mal sehen, wie´s weiter geht.