Wie schnell verblassen doch im Alltag Ereignisse und Erinnerungen. Im digitalen Zeitalter, in dem vieles mit einem Klick erledigt ist, gerät einiges auch schnell wieder in Vergessenheit. Aus diesem Grund habe ich mir dieses kleine Reisetagebuch gebastelt, in dem ich die schönsten Erinnerungen an Reisen, manchmal aber auch nur an besondere Erlebnisse festhalten kann. Schnell ist das Smartphone gezückt und – zack! – ist der Moment auf dem Handy gespeichert. Als Whatsapp-Nachricht mit Gruß an die Liebsten wäre er jedoch alsbald wieder aus dem Sinn und in den Tiefen der Handy-Bildergalerie verschwunden.
Hier kann ich die Highlights des Tages in Wort und Bild hinterlegen. Sicherlich könnte man so manches Bild noch nachbearbeiten und vielleicht auch noch umfangreicher beschreiben. Doch das kann ich später ja immer noch machen, wenn ich wieder vor dem Laptop sitze.
Jetzt heißt es erst einmal, viel Spaß beim Durchblättern!
Eintrag 490 vom 08.05.2025
Böhmerwald und Großer Arber
Bild: Pause in Velke namesti
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Karte: die heutige Strecke
Bis zu unserem 1. Stopp am heutigen Morgen, dem Renaissanceschloss Cervené Porící, waren es nur 30 Kilometer zu fahren. Die Mitte des 16.Jh. errichtete Feste, die Anfang des 17.Jh. zu einem Schloss im sächsischen Renaissancestil umgestaltet wurde, war bereits von Weitem durch seine roten Ziegeldächer zu sehen. Mitte des 18.Jh. wurde das Schloss dann im Barockstil umgebaut und es entstand der Schlosspark mit einer Mauer, an der entlang 23 steinerne Büsten böhmischer Herrscher aufgestellt waren (diese sind heute in der Eingangshalle des Schlosses untergebracht),
Gute 2 Stunden später erreichten wir den Parkplatz am Großer Arber, die mit 1.455 m höchste Erhebung im Böhmer- bzw. Bayrischen Wald. Der Böhmerwald ist eine Bergkette, die sich entlang der tschechisch-deutsch-österreichischen Grenze erstreckt. Das Gebirge bildet einen Abschnitt der großen europäischen Wasserscheide „Atlantik-Schwarzes Meer“ und entwässert zur Donau und Moldau.
Der Große Arber hat 4 Gipfel. Auf dem Hauptgipfel steht das Gipfelkreuz. Während des Kalten Krieges wurden auf der Gipfelregion, nahe zur tschechischen Grenze Gebäude der Luftwaffe mit Radarkuppeln errichtet, um den Flugverkehr im Ostblock überwachen zu können.
Unsere 1. Pause legten wir nach 100 km an der Südostflanke des Großen Arbers am Großen Arbersee ein. Nordöstlich davon befindet sich der Kleine Arbersee, der in einem Bergkessel liegt und von dichtem Wald umschlossen ist, ein Relikt der letzten Eiszeit. Im Westen des Sees steigt die 400m hohe Arberseewand steil empor. Pro Jahr besuchen etwa eine halbe Million Menschen den Arbersee, der auf zum Teil nassen, steinigen Wanderwegen und im Moorbereich auf Stegen umrundet werden kann.
Der Arbersee sowie die Umgebung einschließlich der Seewand gehören zum „Naturschutzgebiet Großer Arber“. Das jetzige Gasthaus am Großen Arbersee wurde 2018 errichtet, dessen Bauplan sich an den des Arberseehaus von 1094 orientierte (komplett aus Holz, Rundbogenfenster- und Türen mit Mosaikverglasung). Eine 250m lange Waldkugelbahn, die mit hölzernen Kugeln bespielt wird, ist hier eine Attraktion für Familien.
10 Kilometer weiter legten wir einen Fotostop am Bayerisch Eisenstein Localbahnmuseum ein. Im originalrestaurierten Rundlokschuppen sind hier über 20 Lokomotiven und Wagen im Originalzustand der Jahre 1876 bis 1955, sowie viele Dienstfahrzeuge und Werkzeuge der damaligen Eisenbahner ausgestellt. Außerdem kann man Draisinen, Stellwerke, Signale und Läutewerke besichtigen. Außerhalb des Gebäudes befinden sich neben einigen Wagen auch eine betriebsfähige Drehscheibe, eine Schlackengrube und Wasserkräne, die für die Versorgung der Lokomotiven von Dampfzügen genutzt werden.
Nach 207 Kilometern hatten wir uns die nächste Pause in Velké námestí verdient. Die Siedlung Strakonice ist ursprünglich einer der Goldwäscheplätze aus Zeiten der Kelten in Südböhmen, die um eine Wasserburg entstand. Im 15.Jh. gelangte die Burg in den Besitz des Johanniter Ordens, der sie bis 1925 behielt. Strakonice wurde schon durch seine Textilindustrie bekannt. Hier legten wir unsere 2. Pause ein.
Nach 280 Kilometern erreichten wir am späten Nachmittag wieder unser Hotel am Stadtrand von Pilsen. Es war zwar wie z.B. am Großen Arber manchmal etwas kühl oder auch bedeckt, doch zwischendurch ließ sich auch die Sonne öfter einmal sehen. Die heutige kurvige Tour durch die meist bewaldeten Gebiete hat allen wieder einmal sehr viel Fahrspaß bereit.