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Ein Blick in mein Reise-TagebuchWie schnell verblassen doch im Alltag Ereignisse und Erinnerungen. Im digitalen Zeitalter, in dem vieles mit einem Klick erledigt ist, gerät einiges auch schnell wieder in Vergessenheit. Aus diesem Grund habe ich mir dieses kleine Reisetagebuch gebastelt, in dem ich die schönsten Erinnerungen an Reisen, manchmal aber auch nur an besondere Erlebnisse festhalten kann. Schnell ist das Smartphone gezückt und – zack! – ist der Moment auf dem Handy gespeichert. Als Whatsapp-Nachricht mit Gruß an die Liebsten wäre er jedoch alsbald wieder aus dem Sinn und in den Tiefen der Handy-Bildergalerie verschwunden. Hier kann ich die Highlights des Tages in Wort und Bild hinterlegen. Sicherlich könnte man so manches Bild noch nachbearbeiten und vielleicht auch noch umfangreicher beschreiben. Doch das kann ich später ja immer noch machen, wenn ich wieder vor dem Laptop sitze. Jetzt heißt es erst einmal, viel Spaß beim Durchblättern! Eintrag 514 vom 07.06.2025Tag 22 – Von Kalofer nach Cherni Osam (167 km) - Ein Tag voller Monumente, Geschichte und bulgarischer HerzlichkeitBild: am Busludscha-Denkmal, dem wohl bizarrsten Relikt der bulgarischen Geschichte,
Karte: die Fahrstrecke Heute war ein Tag, der alles zu bieten hatte: spektakuläre Landschaften, geschichtsträchtige Orte, kurvige Bergstraßen, Begegnungen mit interessanten Menschen – und das alles eingebettet in die wilde Schönheit des Balkangebirges. Bereits um halb acht saß ich abfahrbereit auf dem Motorrad, auch wenn meine Hose von der gestrigen Etappe noch nicht vollständig getrocknet war – eine Erinnerung daran, dass das Reisen manchmal eben ein bisschen Improvisation erfordert. Kurz nach dem Ortsausgang von Kalofer, im sanften Licht des Morgens, hielt ich an einem Kämpferdenkmal aus sozialistischen Zeiten. Solche Monumente, oft wuchtig und symbolträchtig, findet man in Bulgarien häufiger – auf Hügeln, an Straßenkreuzungen oder in kleinen Ortschaften. Noch lag Morgendunst über den bewaldeten Bergrücken, doch das große Ziel des Tages – das monumentale Busludscha-Denkmal – zeichnete sich bereits am Horizont ab. Bild: Kämpferdenkmal bei Kalofer aus sozialistischen Zeiten Frisch vollgetankt und mit einem belegten Baguette sowie zwei großen Kaffees in der Sonne gestärkt, ging es weiter durch das Tal der Thrakischen Könige – eine Region von großer archäologischer Bedeutung. Die sanft gewellte Landschaft ist durchzogen von Kurganen, jenen geheimnisvollen Grabhügeln der Thraker. Ich legte einen Stopp am Grab des Seuthes III. ein, einem beeindruckenden Zeugnis dieser alten Kultur. Umgeben war ich von der blühenden Vegetation der Region: Wildrosen, Ginster, Lavendel – das Tal der Rosen macht seinem Namen im Juni alle Ehre. Bild: durch das Tal der Thrakischen Könige Die Strecke zum Busludscha-Denkmal, dem wohl bizarrsten Relikt der bulgarischen Geschichte, führte mich weiter bergan. Schon aus weiter Ferne zeichnete sich seine Silhouette im dunstigen Morgenlicht ab – wie ein gelandetes Raumschiff aus einer anderen Zeit. In engen Kurven schlängelte sich die Straße durch Nadel- und Mischwälder, vorbei an wilden Wiesen und gelegentlich weidenden Schafen. Die Temperaturen sanken mit jedem Höhenmeter – von ca. 20 °C im Tal auf etwa 15 °C auf über 1.400 m Höhe. Als ich den Gipfel des Hadschi-Dimitar (1.432 m) schließlich erreichte, stand ich allein vor diesem riesenhaften Bauwerk, das gleichermaßen fasziniert wie befremdet. ![]() Bild: wie ein gelandetes Raumschiff aus einer anderen Zeit Noch war ich allein dort, aber gegen 10 Uhr trafen die ersten weiteren Besucher ein – darunter ein sympathischer Israeli, mit dem ich mich auf Deutsch unterhalten konnte. Es war eine angenehme Begegnung in einer ansonsten beinahe surrealen Kulisse. ![]() Bild: Errichtet wurde das Denkmal zwischen 1974 und 1981 durch die damalige Bulgarische Kommunistische Partei zur Erinnerung an ihre Gründung im Jahr 1891 – genau an diesem Ort. Mehr als 6.000 Arbeiter, Künstler und Architekten arbeiteten an diesem kolossalen Bau, dessen Herzstück ein kreisrundes Auditorium war, geschmückt mit gigantischen Mosaiken und einem zentralen Hammer-und-Sichel-Emblem in der Kuppel. Über dem Hauptgebäude ragt ein 70 Meter hoher Turm mit einem ehemals leuchtenden roten Stern – größer als der am Kreml in Moskau. ![]() Bild: Heute ist das Denkmal eine Ruine, vom Wind ausgezehrt, von der Zeit gezeichnet. Der Beton bröckelt, die Mosaike sind teilweise zerstört, und das einstige Dach ist eingestürzt. Dennoch hat gerade dieser Verfall einen eigenen Reiz: Die Atmosphäre dort oben wirkt wie aus einem postapokalyptischen Film. ![]() Bild: Die Natur erobert sich langsam zurück, was einst Ausdruck politischer Macht war. Derzeit gibt es Initiativen zur Restaurierung und musealen Nutzung des Denkmals, doch der Weg dahin ist lang. Momentan bleibt es ein Denkmal der Widersprüche – zwischen Aufbruch und Untergang, Utopie und Ruine. Wer sich für Geschichte, Architektur oder Lost Places interessiert, sollte sich die Fahrt hierher nicht entgehen lassen. Der Abstieg brachte mich zurück in die sattgrüne Mittelgebirgslandschaft. Noch einmal bot sich ein imposanter Blick zurück auf das Busludscha-Denkmal, ehe ich kurz darauf das Iron-Fist-Monument passierte – ebenfalls ein sozialistisches Mahnmal, das symbolisch die geballte Faust des Proletariats zeigt. Bild: das Iron-Fist-Monument Nicht weit entfernt: das berühmte Schipka-Denkmal,hoch oben auf einem Pass, das an die Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft erinnert. ![]() Bild: am Schipka-Denkmal
Die Höhenlage hielt sich auf weiten Teilen der Strecke um die 1.100 bis 1.300 Meter, was für angenehm frische Luft sorgte, begleitet vom ständigen Wechsel-spiel zwischen Sonne, Wolken und Wind. Der Asphalt war in weiten Teilen gut, die Serpentinen ein Fahrvergnügen. ![]() Bild: Viele Motorradfahrer nutzten das Wochenende offenbar für Ausflüge, viele davon mit hohem Tempo unterwegs, Mittags dann eine längere Pause an einer Tankstelle – ein belegtes Brot und Kaffee, wie so oft. Was immer wieder begeistert: Man kann hier problemlos kontaktlos zahlen, Bargeld in Lew brauchte ich bisher nicht, (außer gestern für die Parkgebühren am Kloster Bachkovo - die wurden mir dann aber erlassen, weil ich kein Bares dabei hatte.) An der Tankstelle entwickelte sich ein nettes Gespräch mit einem Einheimischen, der sehr gut Englisch sprach. Wieder so ein kleines, aber herzliches Highlight des Tages. Am führen Nachmittag steuerte ich das bekannte Kloster Trojan an – eines der bedeutendsten Klöster Bulgariens, landschaftlich wunderschön gelegen. Leider war wegen des Pfingstwochenendes alles ausgebucht. Eine kleine Enttäuschung, aber auch Teil des Abenteuers. ![]() Bild: im Kloster Trojan Das Kloster wurde im späten 16. Jahrhundert gegründet, mitten in der osmanischen Zeit, in einer versteckten, bewaldeten Gegend am Fluss Cherni Osam, am Fuß des Balkangebirges. Diese Lage war nicht nur spirituell ideal, sondern bot auch Schutz und Abgeschiedenheit, was in Zeiten politischer Repression überlebenswichtig war. Im 19. Jahrhundert wurde das Kloster zu einem Zentrum des bulgarischen Nationalbewusstseins und spielte eine bedeutende Rolle im geistigen und kulturellen Aufbruch des Landes. Es war ein Unterschlupf für Freiheitskämpfer und Aufklärer während der sogenannten Bulgarischen Nationalen Wiedergeburt. ![]() Bild: im Kloster Trojan
Besonders sehenswert ist die Kloster-kirche, die in ihrer heutigen Form zwischen 1835 und 1837 errichtet wurde. Berühmt wurde sie durch die Werke des großen bulgari-schen Ikonen-malers Zahari Zograf, der hier einige seiner eindrucks-vollsten Fresken und Ikonen schuf – darunter die seltene Darstellung seines Selbstporträts, was zu jener Zeit nahezu revolutionär war. Die Wand-malereien zeigen nicht nur klassische biblische Szenen, sondern auch alltags-nahe und moralische Darstel-lungen, z. B. die „Reichen und Armen im Jüngsten Gericht“ – ein Spiegel des damaligen sozialen Gefühls. Das Kloster ist eingebettet in eine wunder-schöne Bergland-schaft, umgeben von dichten Wäldern, klaren Bächen und den sanften Hängen des Balkangebirges. Besonders im Frühling und Sommer blüht die Natur rundherum in voller Pracht: Wildblumen, Kräuter, Vogelgesang – ein idealer Ort für Stille, Einkehr und Reflexion. Rund um das Kloster finden sich kleine Stände mit Honig, Ikonen, Kräutertees und handgemachten Souvenirs, meist von lokalen Produzenten oder Mönchen selbst. Im Inneren wird eine der bedeutendsten Reliquien des Klosters verehrt: die Ikone des Heiligen Georg, auch als „Wunderikone von Trojan“ bekannt. Viele Gläubige kommen hierher, um für Heilung oder Schutz zu bitten – besonders am Tag des Heiligen Georg (6. Mai) ist das Kloster ein wichtiges Pilgerziel. Glücklicherweise fand ich nach meinem Besuch hier nur wenige Kilometer weiter in Cherni Osam ein kleines "Hotel" – einfach, aber sauber, mit Dusche, WC und einem fairen Preis von 17,50 EUR. Besonders schön: die Einladung zum Abendessen im Garten. Die bulgarische Gastfreundschaft zeigt sich immer wieder auf überraschende Weise, und ich bin gespannt, welche Gespräche und Begegnungen der Abend noch bringen wird. Vielleicht bei einem Glas Rakija und hausgemachtem Essen? Heute war ein Tag, der wieder sehr viel Geschichte atmete – in Beton gegossen, unter der Erde verborgen oder in der Landschaft verankert. Die 167 Kilometer von Kalofer nach Cherni Osam führten mich durch uralte Kulturlandschaften, über kühle Bergrücken und zu einigen der bedeutendsten Monumente des Landes. Die Vielfalt der Eindrücke, die unerwarteten Begegnungen und die ungebändigte Natur machen diesen Tag zu einem der eindrucksvollsten der bisherigen Reise. ![]() Bild: Zeit für eine Abkühlung Morgen geht’s weiter – wohin, weiß ich noch nicht genau. Aber eins ist sicher: Bulgarien bleibt spannend. ![]()
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