Wie schnell verblassen doch im Alltag Ereignisse und Erinnerungen. Im digitalen Zeitalter, in dem vieles mit einem Klick erledigt ist, gerät einiges auch schnell wieder in Vergessenheit. Aus diesem Grund habe ich mir dieses kleine Reisetagebuch gebastelt, in dem ich die schönsten Erinnerungen an Reisen, manchmal aber auch nur an besondere Erlebnisse festhalten kann. Schnell ist das Smartphone gezückt und – zack! – ist der Moment auf dem Handy gespeichert. Als Whatsapp-Nachricht mit Gruß an die Liebsten wäre er jedoch alsbald wieder aus dem Sinn und in den Tiefen der Handy-Bildergalerie verschwunden.
Hier kann ich die Highlights des Tages in Wort und Bild hinterlegen. Sicherlich könnte man so manches Bild noch nachbearbeiten und vielleicht auch noch umfangreicher beschreiben. Doch das kann ich später ja immer noch machen, wenn ich wieder vor dem Laptop sitze.
Jetzt heißt es erst einmal, viel Spaß beim Durchblättern!
Eintrag 493 vom 17.05.2025
Tag 1 - die Anreise in den Schwarzwald
Bild: Tor der Burg Lichtenberg
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Karte: die bisherige Strecke
Es war kurz vor 9 Uhr, als ich mich nach dem gemeinsamen Frühstück von Steffi und Trier verabschiedete. Ich wollte heute über die Nordvogesen bis in den Schwarzwald pkommen.
Auf Landstraßen ging es los auf Kurs Süd-Ost. Wieder gings auch durch Hermeskeil, wo ich eine Woche zuvor mit einem Meter Abstand nur knapp einem Beinahe-Crash entkommen war. 2 Jahre zuvor hatte ich hier bereits ein ähnliches Erlebnis, das ich jedoch noch mit einer Vollbremsung abwenden konnte. Jedesmal lag Missachtung der Vorfahrt eines Autofahrers vor. Ich glaube, die Hermeskeiler Autofahrer mögen mich nicht. Ich fuhr also wieder sehr vorsichtig heute, besonders hier.
Nach gut 80 Kilometern legte ich einen 1. Stopp an der Burg Lichtenberg ein, eine gewaltige Burg in den Nordvogesen. Über die Rue du Château in Reipertswiller gelangt man zum Burgberg, einem ovalen Buntsteinsockel, mit dem die Anlage fest verwachsen scheint. Der zur Zugbrücke ansteigende Pfad umrundet die Burg. Oben angekommen erlaubt das rasenbegrünte Glacis einen wunderbaren Blick über den undurchdringlichen Vogesenwald. Wie ein dichter Hochflor bedecken die Wipfel alle Hügel. Bereits vor dem Passieren von Zugbrücke, Vorburg und Gewölbegang kann man die Tour carrée ausmachen. Der schmucklose, viereckige Turm zählt zu den ältesten Teilen der Burg.
Das meiste der Burg Lichtenberg blieb erhalten, trotz der Eroberung durch französische Truppen 1678 und des Beschusses durch württembergische Artillerie 1870. Lange galt Lichtenberg als uneinnehmbar, und obwohl die Geschichte das Gegenteil beweist, kann man es sich beim Besuch der weitläufigen Anlage kaum anders vorstellen.
Von den Terrassen der Burg bieten sich 9 Jahrhunderte Geschichte. Dieses "Schiff der Jahrhunderte", das einst Herrschaftssitz, Garnison und heute Kultur- und Tourismusstätte war, hat die Zeit überdauert und ist heute ein Muss im Elsass und in den Nordvogesen.
Wenige Kilometer später erreichte ich die französische Grenze. Eine lange Autoschlange hat sich auf der gegenüberliegenden Fahrbahn wegen der Polizeikontrollen der nach Deutschland Einreisenden gebildet. Offene Grenzen sind wohl vorerst wieder Geschichte - schade. Nach Frankreich hinein geht es jedoch ohne große Verzögerung.
Bild: Elsass-Impressionen
In Lothringen nicht weit von der deutsch-französischen Grenze fahre ich unterhalb der Festung von Bitche, eine imposante Zitadelle, die im 17. Jahrhundert nach Plänen Vaubans errichtet wurde und die einst ein wichtiger Teil der französischen Verteidigungslinie war. Besonders berühmt ist sie für ihre standhafte Verteidigung im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, als sie über 200 Tage! lang belagert wurde.
Bald habe ich am Fuße der Nordvogesen weit über die bewaldeten Berge das kleine gemütliche Städtchen La Petite Pierre erreicht. Die französische Gemeinde gehört zum Naturpark Nordvogesen.
Die farbenfrohe Stadt ist sehr reizvoll, besonders durch die blumengeschmückten Fachwerkhäuser erhält die Stadt einen freundlichen und einladenden Charakter. Neben der Kirche befindet sich die Burg Lützelstein.
Bild: meine heutige Unterkunft
Am späten Nachmittag habe ich dann endlich nach 370 Kilometern meine heutige Unterkunft im Försterhaus des Schwarzwald-Gasthof Salenhof erreicht. Für heute reichts. Nachdem ich mich in meinem Zimmer etwas eingerichtet hatte, machte ich dann aber noch einen Spaziergang zum 1,2 Kilometer entfernten Salenhof, um bei einem letzten den Tag zu beenden. Morgen will ich durch die ganze Schweiz fahren und in Tirano in Norditalien eine Unterkunft suchen. Mal sehen, ob das alles so klappen wird!