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Ein Blick in mein Reise-TagebuchWie schnell verblassen doch im Alltag Ereignisse und Erinnerungen. Im digitalen Zeitalter, in dem vieles mit einem Klick erledigt ist, gerät einiges auch schnell wieder in Vergessenheit. Aus diesem Grund habe ich mir dieses kleine Reisetagebuch gebastelt, in dem ich die schönsten Erinnerungen an Reisen, manchmal aber auch nur an besondere Erlebnisse festhalten kann. Schnell ist das Smartphone gezückt und – zack! – ist der Moment auf dem Handy gespeichert. Als Whatsapp-Nachricht mit Gruß an die Liebsten wäre er jedoch alsbald wieder aus dem Sinn und in den Tiefen der Handy-Bildergalerie verschwunden. Hier kann ich die Highlights des Tages in Wort und Bild hinterlegen. Sicherlich könnte man so manches Bild noch nachbearbeiten und vielleicht auch noch umfangreicher beschreiben. Doch das kann ich später ja immer noch machen, wenn ich wieder vor dem Laptop sitze. Jetzt heißt es erst einmal, viel Spaß beim Durchblättern! Eintrag 520 vom 13.06.2025Tag 28: 341 km Zeitreise auf dem Motorrad durch Siebenbürgen: Von Cârtisoara nach SzeklerburgBild: Heuernte in Siebenbürgen
Karte: die Fahrstrecke Heute war einer dieser Tage, an denen man das Gefühl hat, nicht nur Kilometer, sondern auch Jahrzehnte zu durchqueren. Meine Tour führte mich über 341 Kilometer durch das Herz Siebenbürgens – eine Mischung aus postsozialistischer Realität, bäuerlichem Alltag, bergiger Natur und der unverwüstlichen Seele der rumänischen Landschaft. Von Cârtisoara bis Sambata de Jos: Am Fuß der Karpaten![]() Bild: Abschied von meiner letzten Unterkunft Der Tag begann früh in Cârtisoara, jenem malerischen Dorf am Südrand der Transfogarascher Alpenstraße. Die Dörfer in dieser Region wirken wie eingefrorene Bilder aus einem alten Schulatlas. Schindelgedeckte Holzhäuser, leuchtend blaue Fassaden, mit handgemalten Fensterrahmen. Hühner laufen frei über die Straße, Hunde dösen in der Morgensonne. Der Weg verläuft zunächst entlang grüner, leicht welliger Felder, in denen jetzt die Heuernte in vollem Gange ist. Man sieht alles: alte Männer mit der Sense, junge Burschen, die mit Mistgabeln das Heu aufstellen, und Familien, die gemeinsam auf Pferdefuhrwerken ihr Tagwerk verrichten. Gleich daneben rollen moderne Traktoren durch die Felder – eine faszinierende Koexistenz von gestern und heute. Durch Fagaras und Schirkanyen: Alte Städte, neue KontrasteFagaras beeindruckt mit seiner trutzigen Zitadelle und einem städtischeren Charakter. Hier mischen sich sozialistische Plattenbauten mit barocken Kirchen und gründerzeitlichen Bürgerhäusern. Der Verkehr ist – wie überall heute – ein einziges Rennen. Die Rumänen scheinen Geschwindigkeitsbegrenzungen eher als Empfehlung zu sehen. Es hat mich nicht nur ein LKW überholt, sondern einer hat gleich zwei von uns – mich und einen weiteren, ohnehin zu schnellen LKW – innerhalb einer Ortschaft in atemberaubender Geschwindigkeit hinter sich gelassen. Kein Polizist weit und breit. Ein Taxifahrer in Bukarest hatte mir vorgestern noch gesagt, dass die Polizei außerhalb der großen Städte kaum über Radarpistolen verfüge – heute wirkte das absolut glaubwürdig. Weiter ging es durch Sercaia (Schirkanyen), ein Ort, der noch die Spuren der siebenbürgisch-sächsischen Vergangenheit trägt – leicht zu erkennen an den farbig gestrichenen Fassaden, meist in Pastelltönen: Hellgrün, Altrosa, Ockergelb. Viele Häuser wirken sanierungsbedürftig, aber fast alle sind bewohnt – von Menschen, die hier von Landwirtschaft, kleiner Viehzucht oder dem lokalen Handwerk leben. Über Dumbravica und den See: Natur purHinter Vladeni wird es richtig malerisch: Die Straße führt weiter durch Dumbravica, wo der gleichnamige See rechts von der Straße auftaucht – ein ornithologisches Paradies und Rastplatz für viele Zugvögel. Die Luft riecht nach Gras, Wasser und Heu. Ein paar Kinder angeln vom Ufer, während auf den angrenzenden Wiesen ein Bauer mit der Sense das Gras schneidet – rhythmisch, langsam, wie ein Ritual. Das Heu wird anschließend auf hölzernen Ständern in der Sonne getrocknet – ein Bild wie aus einem alpenländischen Märchenbuch. Bild: Siebenbürgen im Sonnenschein Neudorf – Brenndorf – Valcele: Am Rande der ModerneNeudorf und Brenndorf (Bod) zeigen wieder das typische Bild vieler Dörfer in Siebenbürgen: Hohe Toreinfahrten, lange, schmale Grundstücke, und neben dem Haus oft der Stall, in dem eine Kuh steht – oder ein Hühnerstall mit Gänsen. Junge Menschen sieht man selten – sie arbeiten wohl in Kronstadt oder sind längst im Ausland. ![]() Bild: siebenbürgische Dorfansichten Valcele überrascht: ein Kurort mit schwefelhaltigen Quellen, halb verfallen, halb wiederbelebt. Hier prallt die Vergangenheit in ihrer ganzen Schönheit und Melancholie auf das Jetzt. Sfântu Gheorghe und weiter: In Richtung SzeklerlandSfântu Gheorghe ist eine kleine Stadt mit starkem ungarischem Einschlag – sauber, freundlich, ordentlich. Von hier ging es weiter über die 116 und die 12A – teils schmale Straßen, teils neu asphaltiert, aber stets von den Bergen flankiert. Die Region wirkt noch ärmer, noch ländlicher – aber auch ehrlicher. Viele kleine Dörfer haben keine Namen, die einem sofort geläufig sind, aber jedes hat seinen Charakter. In Burdienis schließlich tauchte schon das Schild mit dem Hinweis auf Szeklerburg (Miercurea Ciuc) auf – mein heutiges Ziel. Die Stadt selbst liegt eingebettet in ein Hochtal, umgeben von Wald und Weide. Hier endet mein Tagesritt. Fazit: Eine Fahrt durch die ZeitDiese 341 Kilometer waren mehr als eine Motorradtour. Es war ein Blick in die Seele eines Landes, das irgendwo zwischen bäuerlicher Tradition, wilder Moderne und kultureller Vielfalt steht. Rumänien kann widersprüchlich sein – aber es ist immer authentisch. Und selbst wenn hier niemand die Geschwindigkeitsbegrenzung ernst nimmt, so scheint doch die Zeit manchmal ganz stillzustehen. Morgen geht’s weiter – in Richtung Norden, entlang des Karpatenbogens. Ich bin gespannt, wie sich die Landschaft, die Sprache und die Menschen verändern werden. Bleibt dran – die BMW wartet. ![]()
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