Von der Exkursion zum Tellberg und anderen Entdeckungen

Gesamt-Fahrstrecke: 1547 km

Tag 5: Vom Biosphärenreservat Rhön heimwärts

Beim Näherkommen am Donnerstag Morgen präsentiert sich die aus Flussauen um einen Bergkegel erhebende Stadt Schlitz mit einem unvergesslichen Anblick: vier stolze und zugleich verträumte Burgen bilden einen besonderen Höhepunkt. Von hier aus konnten die ehemaligen Herren von Schlitz das hügelige Schlitzerland überwachen. Heutzutage bietet der Ort neben seiner schönen Kulisse ein großen Angebot an hiesigen Bier- und Schnapsspezialitäten der Schlitzer Destillerie. Leider ist es zum Einkauf eines der bekannten Schnäpse noch etwas zu früh. Der Verkauf startet erst ab 10 Uhr und so lange will ich einfach nicht abwarten.

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bild: in der Burgenstadt Schlitz, im Hintergrund "die größte Kerze der Welt"

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bild: "Die größte Kerze der Welt" steht in Schlitz.

Bild: in der Burgenstadt Schlitz

Bald darauf sehe ich bei der Weiterfahrt auf der rechten Seite noch einige Kilometer entfernt das wohl älteste Gymnasiums Hessens, die Burg Friedberg mit ihrem Adolfsturm.

Bild: Burg Friedberg (Adolfsturm)

Der 58 Meter hohe Adolfsturm gehört zur Burg Friedberg, eine der größten Burganlagen im deutschsprachigen Raum. Die Burg mit einem idyllische Burggarten, den in den Grundmauern original erhaltenen römischen Badegebäuden, einer um 1260 erbauten monumentalen Mikwe (rituelles Tauchbad im Judentum) von 25 Metern Tiefe und einer Stadtkirche sollte eigentlich einmal besichtigt werden. Doch wie so oft, erfährt man leider oft erst bei den nachträglichen Recherchen, an was man da vorbei gefahren ist.

Bild: Stadtkirche Friedberg

Es dauerte nicht lange, und ich sehe auf der linken Seite den Großen Feldberg, der mit einer Höhe von 881 Metern über NN der höchste Berg des Taunus ist und einer der markantesten Mittelgebirgsgipfel Deutschlands und zählt zu den beliebten Ausflugszielen der Region. In schneereichen Wintern sind die Hänge des Berges fest in der Hand von Schlittenfahrern und Skilangläufern.

Bild: Blick auf den Feldberg/Taunus

Das Plateaus des Feldberg ist unbewaldet und bildet das Zentrum des Taunus-Hauptkammes bzw. hohen Taunus, der neben dem Großen auch den Kleinen Feldberg (825 m) und den Altkönig (798 m) umfasst. Das Wahrzeichen des Berges ist der weithin sichtbare Fernmeldeturm, der bereits im Jahr 1937 errichtet wurde und über 50 m hoch ist.

Das nächste Highlight auf meiner Rückreise ist dann Altweilnau mit seinem malerischer Dorfkern, dem altem Fachwerk und den verwinkelten Gässchen. Es gibt hier auch eine Burgruine und eine alte Stadtmauer. Überall ist ein mittelalterliches Flair gegenwärtig, das den Betrachter in seinen Bann zieht. Dass das Dorf unter Künstlern schon lange als Geheimtipp gilt, kommt da nicht von ungefähr.

Bild: in Altweilnau

Der historische Ortskern auf dem Hügel wird von der Burg und dem von der Stadtbefestigung erhaltenen Torturm überragt. In der Altstadt konnten sich einige Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten, beispielsweise das Rathaus mit Glockenturm und Backes von 1909, die umliegende Bebauung und ein Teil der Vorburg (ehemaliges Burghotel).

Bild: Torturm (1340) in Altweilnau

Das Alte Rathaus, ein kleiner Fachwerkbau mit Dachreiter entstand um 1700. Heute ist dort ein Jugendzentrum und eine kleine Bäckerei untergebracht.

Bild: Altes Rathaus in Altweilnau

Die Burg in Altweilnau wurde um 1203/04 angelegt und war 1631 bereits verfallen. Es handelt sich dabei um eine Ausläuferanlage mit regelmäßigem dreieckigen Bering. Der hohe runde Bergfried hat im Untergeschoß ein Kuppelgewölbe, das früher außerhalb der Burganlage endete.

Bild: Burgruine in Altweilnau

Von der Aussichtsplattform genießt der Besucher einen herrlichen Rundblick über das Weiltal bis nach Riedelbach auf der einen Seite und zum Treisberg auf der anderen Seite, den idyllischen Ort Altweilnau sowie den Nachbarort Neuweilnau mit dem hübschen Nassauer Schloss Neuweilnau.

Bild: Altes Rathaus in Altweilnau

Bild: in Altweilnau

Bild: Blick auf das Schloss Neuweilnau in Weilrod

Das Schloss geht auf eine im Jahre 1302 errichtete Burg zurück. Bis heute befindet sich das Forstamt Weilrod in den Räumen des Schlosses. Von der ursprünglichen Burg aus dem 14. Jahrhundert sind nur noch wenige Mauer- und Fundamentreste sowie ein Abschnitt des Wassergrabens erhalten.

Es ist gegen Mittag, als ich am Hinweisschild zum Kloster Gronau vorbei komme. Da bekomme ich bestimmt etwas leckeres zu essen und zu trinken, freue ich mich schon. Das Kloster war eine Benediktinerabtei in der heutigen Gemeinde Heidenrod in Hessen. Es wurde wahrscheinlich um 1130 von Benediktinermönchen aus der Abtei Michaelsberg in Siegburg als Hauskloster der Grafen von Katzenelnbogen gegründet.

Bild: am Klostergut Gronau

Seit 2001 ist ein gastronomischer Betrieb mit Übernachtungsmöglichkeit („Freizeithaus Klostergut Gronau“), einem kleinen Museum und Biergarten im Klostergut zu finden. Gelegentlich finden Kultur- und Unterhaltungsveranstaltungen statt, die von einem Verein („Kultur im Kloster e. V. i.G.“) organisiert werden.

Bild: am Klostergut Gronau

Vor den Toren stelle ich mein Motorrad ab und laufe in den grünen Innenhof. Es stehen zwar einige Stühle und Tische hier herum. Auch ein Fahrrad wartet auf dem Hof, doch von gastronomischen Betrieb ist hier nirgendwo etwas zu sehen. Alles wirkt irgendwie verfallen und verlassen. Ich betrete eines der Hauptgebäude. Offenbar sind hier einige Handwerker zugange. Material und Werkzeuge liegen überall herum, doch zu sehen ist nirgendwo jemand. Schulterzuckend mache ich mich dann also wieder weiter auf den Weg in Richtung Rhein. Schade! Hunger! Pause!

Und dann erreiche ich sie wieder, die Loreley! Wer hat noch nicht von diesen Schieferfelsen im Oberes Mittelrheintal bei Sankt Goarshausen gehört, der sich am östlichen, rechten, Rheinufer bei Rheinkilometer 555 132 Meter (193,14 m ü. NN) hoch aufragend an der Innenseite einer Rheinkurve befindet. Diese Stelle zählt zu den gefährlichsten Abschnitten des Rheins. Auf dem gesamten Streckenabschnitt zwischen Oberwesel bis St.Goarshausen wird der Schiffsverkehr hier durch Lichtsignale geregelt. Der Blick von oben auf die Rheinkurven und auf die Schwesternstädte St. Goarshausen und St. Goar mit den Burgen Katz und Rheinfels ist einmalig und ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt.

Bild: Pause auf der Loreley

Rund um die Loreley gibt es viele Mythen und Sagen. Beispielsweise schrieb der Dichter Clemens Brentano 1800 eine romantische Ballade mit dem Namen Loreley (Lorelei). Einer Legende aus dem 19. Jahrhundert zu folge ist die Loreley eine Nixe auf diesem Felsen. Dieser Legende zufolge kämmte sie dort ihre langen, goldenen Haare und zog die Schiffer mit ihrem Gesang an. Diese achteten trotz gefährlicher Strömung nicht mehr auf den Kurs, sodass die Schiffe an den Felsenriffen zerschellten.Auch heute noch spürt der Besucher den Mythos, wenn er hoch oben auf dem Loreley Felsen steht, in die Strudel des Rheines schaut und sich der gefährlichen Rheinenge bewusst wird

Bild: Blick von der Loreley ins Rheintal und auf St. Goarshausen

In dem engen Bereich zwischen Strom und Fels, am Fuße der Burg liegt die Altstadt von St. Goarshausen mit dem historischen Rathaus aus dem Jahre 1532. Zwischen Hunsrück und Westerwald und von Bingen/Rüdesheim bis Bonn erstreckt sich die Region Mittelrhein mit ihren steilen Weinbergen, wunderbaren Burgen und Schlössern, urwaldähnlichen Waldgebieten und mittelalterlichen Städtchen.

Bild: Blick auf die Burg Katz bei St. Goarshausen, eine der vielen Burgen des Mittelrheintals

Eigentlich trug die Burg den Namen Burg Neukatzenelnbogen. Der Volksmund hat das auf Burg Katz verkürzt. Die Burg wurde um 1360 bis 1371 von den Grafen von Katzenelnbogen erbaut. Bis Ende 1987 war Burg Katz eine Erholungsstätte der Bundesfinanzverwaltung. Wegen einer fehlenden Feuertreppe wurde die Erholungsstätte geschlossen und die Burg zum Verkauf angeboten. Ein japanischer Unternehmensberater erwarb die Burg Katz und wollte diese ursprünglich zu einem Hotel speziell für japanische Touristen umbauen lassen. Der Ausbau fand jedoch nicht statt. Eine Besichtigung der Burg ist leider nicht möglich.

Insgesamt warten 40 Burgen und Schlösser darauf entdeckt zu werden. Nicht alle Burgen sind öffentlich zugänglich, die meisten aber können besucht werden. Und es lohnt sich! Dazu bietet es sich an, mit dem Schiff den Rhein hoch- und runter zu schippern und dabei die gewaltigen Felsen und die vielen kleinen Städtchen zu betrachten.

Bild: Blick auf St. Goarshausen

Ein Besuch der kleinen, historischen Altstadt von St. Goarshausen lohnt sich. Hier, zwischen den beiden Stadttürmen, offerieren Winzer alljährlich zur Weingass Erlesenes aus ihren Weinkellern.

Bild: Fähre Goarshausen - St. Goar

Durch die Loreley-Fähre mit der Schwesterstadt St. Goar verbunden, liegt St. Goarshausen zentral, mitten im Welterbe Oberes Mittelrheintal

Bild: Fähranleger vor St. Goar

Die Fähre ist übrigens ganzjährig in Betrieb und verkehrt täglich. Die Zeit zwischen zwei Überfahrten variiert je nach Uhrzeit von 15 Minuten in den Hauptverkehrszeiten bis 30 Minuten am Abend.

Das mächtigste Wahrzeichen St. Goars ist die Burg Rheinfels. Sie ist die größte und eine der großartigsten Burgruinen am Rhein.

Bild: Burg Rheinfels bei St. Goar

Am späten Nachmittag habe ich dann Trier nach über 1.500 km endlich wieder erreicht. Ich habe viel gesehen auf meiner 5tägigen Exkursion. Einen unsichtbaren Tellberg in Ostfriesland, einen Tellberg in Thüringen, auf den ich tatsächlich hinauf geklettert bin und viele, viele schöne Gegenden und Ortschaften, die mir bisher unbekannt waren. Ich muss immer wieder feststellen, wie vielfältig und schön Deutschland doch ist. Mit Überraschungen an jeder Ecke, aber auch mit einigen Geheimnissen, die vielleicht doch irgendwann noch von mir gelüftet werden wollen.

    -  5/5  -   

Kommentar eintragen Schreib´ doch auch mal was dazu! Dein Name:   Bewertung: ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ ✩ Kommentar: Sicherheitsabfrage:   9 + 7 =   Eintragen

Smiley einfügen? Tippe z.B. bier bier hurra lechz pfeif hammer hutab five sack

lol schimpf applaus nerv lach hoch baeh freuen schreck

Seite drucken | Seite verbessern